NORDDEUTSCHER SCHÜTZENBUND VON 1860 e.V.
 

Schießen für Sehbehinderte und Blinde

Der Schützenverein Tornesch bietet als erster Verein in unserem Landesverband das Schießen für Sehbehinderte und Blinde an.

Am Donnerstag, dem 1. Oktober 2020 war es endlich soweit, da stellte der Schützenverein mit Gästen aus Sport und Politik unter Einhaltung der Corona Maßnahmen das Schießen vor. Ich freue mich sehr, nach so langer Zeit, dass unsere Schützenhalle endlich wieder ihren Zweck erfüllt, weshalb sie gebaut wurde, sagte Schatzmeister Jens Büchner in seiner Begrüßungsrede und verlas ein Grußwort des Bundestagsabgeordneten der SPD, Dr. Ernst-Dieter Rossmann, der im Parlament in Berlin weilte. Er würde sich freuen zu einem späteren Zeitpunkt die Anlage auf den Schießständen zu besuchen und vielleicht gelingt es im Kreis Pinneberg noch mehr solche Ideen gerade für blinde und sehbehinderte Menschen zu entwickeln, so Rossmann weiter.

Der Gedanke ein Schießen für Sehbehinderte und Blinde zu ermöglichen kam, weil der erste Vorsitzende des Schützenvereins Udo Schöttler nur noch eine zehnprozentige Sehfähigkeit hat. Deshalb wollte der erste Vorsitzende seinen geliebten Sport aufgeben. Das wollten wir im Verein nicht hinnehmen und haben uns überlegt auch das Blindenschießen anzubieten, erzählte Jens Büchner.

Der Schützenverein konnte die ganze Zusatz-Ausrüstung finanziell natürlich nicht alleine wuppen, denn insgesamt 13.500 € kostete die ganze Umrüstung auf das Blindenschießen. Wir hatten das große Glück das die LAG AktivRegion Pinneberger Marsch & Geest e.V. mit Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und Küstenschutzes“ Mitteln des Bundes, des Landes Schleswig-Holstein und Mitteln der LAG Aktiv-Region Pinneberger Marsch und Geest e.V.-auf Initiative des Innenministeriums des Landes Schleswig-Holstein mit über 80%  gefördert hat, freute sich Jens Büchner. Auch das Land und der Bund hat sich an den Kosten beteiligt.

Damit läuten wir eine neue Epoche ein, mit modernster Technik können Sehbehinderte jetzt auch den Schießsport ausüben. Die Luftgewehre verfügen statt eines Visiers über eine akustische Zieleinrichtung und beim höchsten Ton, den der Schütze über einen Kopfhörer hört, muss er dann abdrücken. Der Piepton führt zum Ziel, so Jens Büchner

Die Schützen können mit Munition oder Licht schießen, damit kann der Verein, dass Schießen für alle Altersklassen anbieten.

Als besonderen Gast hatte der Verein den vierfachen blinden Deutschen Vizemeister mit dem Luftgewehr Reiner Barckmann aus Niedersachsen eingeladen. Da ein Blinder nicht allein schießt wurde er von seiner Frau Evelin begleitet. Die unterstützt ihren Mann bei der Einrichtung, gibt Ladehilfe und sagt ihm die Ergebnisse an.

Der erste Vorsitzende, Udo Schöttler, ist begeistert und findet das ist eine tolle Sache. Denn durch seine Sehbehinderung schießt er seit 2015 nicht mehr. Weil seine Frau auch schießt, war er doch sehr traurig, dass er seinen geliebten Sport nicht mehr ausüben konnte. Daher ist Udo Schöttler dem Verein sehr dankbar, dass sie das einmalige Projekt in Schleswig-Holstein umgesetzt haben. Damit hoffen wir die Inklusion im Sport auch im Schießsport voran zu treiben, so der erste Vorsitzende.

Auch Barbara und Bernd Kathe, Beauftragte für den Sport mit Handicap im NDSB, probierten als Sehende das Schießen mit dem Luftgewehr mit Zieleinrichtung für Blinde/Sehbehinderte aus. Wir haben uns immer gefragt wie die blinden und sehbehinderten Sportkollegen ihre Disziplinen meistern. Wir haben uns mit dem Luftgewehr und der speziellen Zieleinheit doch sehr schwergetan (auch mit geschlossenen Augen). Das Ziel nur über die akustischen Signale, die über den Kopfhörer kommen, anzuvisieren war eine große Herausforderung für uns so Barbara Kathe.

Unseren Horizont, was den Schießsport mit Sehbehinderung betrifft, konnten wir durch diese praktische Erfahrung enorm erweitern. Wir ziehen den Hut vor unseren blinden und sehbehinderten Sportkollegen und zollen ihnen den größten Respekt. Wir hoffen, dass die Medienberichte viele Blinde und Sehbehinderte erreichen und diese für den Schießsport begeistern können. Denn auch körperbehinderte Sportlerinnen und Sportler können den Schießsport ausüben. Gemeinsam mit den nichtbehinderten Sportkollegen zu trainieren, zu fachsimpeln und das Vereinsleben mitzugestalten ist gelebte Inklusion.

Auch NDSB Präsident Peter Kröhnert und Landessportleiter Andreas Schramm nahmen die Gelegenheit war und gaben ein paar Schüsse ab, und informierten sich über die drei neuen elektronischen Anlagen.

Jens Büchner konnte an diesem Nachmittag auch die Vorstandsmitglieder der LAG AktivRegion Nord Roland Krügel und Sabine Kählert begrüßen, „die im Nebenberuf“, wie Jens Büchner sagte, auch Bürgermeisterin der Stadt Tornesch ist. Dirk Appel, ebenfalls von der LAG AktivRegion Nord hat uns ganz aktiv bei der Antragsstellung bis hin zum Abschluss des einmaligen Projektes begleitet, so Jens Büchner.

Von der Stadt Tornesch begrüßte er den Vorsitzenden des Ausschusses für Jugend, Sport, Soziales, Kultur und Bildung Horst Lichte. Vom Kreisschützenverband Pinneberg waren der stellvertretende Vorsitzende Bernd Sinner und die Kreissportleiterin Ute Larsen der Einladung gefolgt. Büchner freute sich auch, dass die schreibende Zunft und das Fernsehen sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollten.

Zum Abschluss der sehr interessanten und lehrreichen Vorstellung des Blindenschießens, sagte Jens Büchner: Wir wollen ein Leuchtturm für andere Schützenvereine und Gilden sein und stehen jedem interessierten Verein für Fragen zur Verfügung.

 

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