NORDDEUTSCHER SCHÜTZENBUND VON 1860 e.V.
 

Erinnerungen an Olympia 1996

Der Eutiner Sportschütze Christian Klees wurde 1996 Olympiasieger im KK-Liegendwettbewerb – Erinnerungen an die Zeit vor 20 Jahren

Vor zwanzig Jahren am 25. Juli 1996 stand die Kreisstadt Eutin Kopf. Der Eutiner Sportschütze Christian Klees hatte in Atlanta bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille im Kleinkaliber-Liegendschießen gewonnen. Und das seinerzeit mit einem Weltrekord von 600 möglichen Ringen, den er noch zehn weitere Mitteltreffer in die Zehn mit dem elektronischen Resultat von 104,8 hinzufügte. Beides war neben Weltrekord auch olympische Bestleistung. Christian Klees war 1996 übrigens Deutschlands erster Olympiasieger der Spiele. Heute ist der 48-Jährige Verwaltungsfachangestellter im Rathaus der Gemeinde Malente.

Christian Klees brachte die Goldmedaille bundesweit in die Schlagzeilen, auch seine Heimatstadt Eutin war über Wochen in den Medien. Fernsehteams interviewten ihn und besuchten den Schießstand der Eutiner Sportschützen auf dem Vogelberg. Viele Menschen aus Ostholstein und Schleswig-Holstein kamen nach seiner Rückkehr auf den vollen Marktplatz der Kreisstadt und feierten mit ihrem Goldjungen dessen größten sportlichen Erfolg.

„Ich bin mit elf Jahren bei den Eutiner Sportschützen eingetreten, mein inzwischen verstorbener Vater war dort Oberschießwart und hat mich an diesen Sport herangeführt“, erinnerte Klees in vielen Interviews, der stolz den Ehrenring der Stadt Eutin trägt. Die „Christian-Klees-Halle“ in der Jugendfreizeit- und Bildungsstätte des Kreises Ostholstein in Scharbeutz wurde nach ihm benannt. Aus dem jungen Ferienpasssieger mit zwölf im Jahr 1980 wurde schnell ein Spitzennachwuchsschütze in Schleswig-Holstein. Mit 16 Jahren gehörte er zum Landeskader des Norddeutschen Schützenbundes. Der Deutsche Schützenbund entdeckte ihn ebenfalls und freute sich 1988 bereits über seinen dritten Rang mit der Mannschaft bei der Junioren-Europameisterschaft in Finnland. Lang ist die Liste der gewonnenen deutschen Meistertitel im Kleinkaliberschießen, eindrucksvoll das Abschneiden bei Weltcups, Europa- und Weltmeisterschaften. Nach der Verwaltungslehre und einigen Dienstjahren in der Gemeindeverwaltung Süsel war er beruflich beim Kreisgesundheitsamt Ostholstein gelandet. „Ich hängte meinen sicheren Beruf wegen der Vorbereitungen zwanzig Monate vor Olympia an den Nagel, finanziell half die Sporthilfe“, sagte er seinerzeit. Klees machte sich mit dem „Top-Shooting-Shop“ in Eutin und einer Schießsportschule selbständig.  

Die Eutiner Sportschützen, die er als „Ehrenmitglied“ Ende 2010 verließ, erinnern noch, wie Christian bis zu seinem Abschlusstraining auf dem Vogelberg vor dem Abflug nach Atlanta mit Handschuhen, Mütze, Heizlüfter und Wolldecke seine nicht enden wollenden Trainingseinheiten bei sommerlicher Hitze absolvierte. Auf „Was soll das denn?“, antwortete er: „Ich will mich auf die in den USA wohl herrschenden hohen Temperaturen vorbereiten, je schwerer ich es jetzt habe, umso leichter ist es vielleicht im Wettkampf.“ Sein Privattrainer Christian Schenk, der jung verstorben ist, musste von Eutin aus den Olympiaauftritt mit verfolgen.

Und so staunte mit ihm ein Millionen-Fernsehpublikum, als der Eutiner Zehn um Zehn auch in den letzten Schüssen des Finales der besten acht Schützen mit Zehntelwertung imponierend traf. 704,8 Ringe standen an der Anzeigetafel, seine mitgereiste Familie jubelte mit den Fans auf der Tribüne in der Finalhalle. Derweil brach nicht nur im Schießstandgebäude Begeisterung los.

Eutins Bürgermeister Gernot Grimm stieß mit Vorstand und Fans im Schießstand vor dem Fernsehgerät an und verkündete: „Ich ordne sofort eine Beflaggung bis zur Rückkehr an!“

Über lange Zeit halten oder hielten Kleesrekorde an, sein Deutscher Rekord im KK-Dreistellungskampf mit 1184 Ringen (nur zwei Zähler unter dem Weltrekord), steht heute noch. Die 600 Ringe als Weltrekord und Olympischer Rekord wurden dreimal eingestellt, mehr 600 aber gehen ja nicht. Der Olympische Rekord 704,8 aus 1996, möglich durch den Finalrekord von 104,8 Ringen, hielt bis 2012. Sergei Martynow steigerte ihn bei den Olympischen Spielen in London auf 705,5 Zähler.

Das große Geldverdienen – wie bei anderen zuschauerwirksamen Sportarten möglich – ging aber nicht los. „Ich fand Unterstützer für meinen weiteren Weg, dazu gehörten eine Zeitung, zwei Autohäuser, eine Versicherung, ein Wirtschaftsverband aus Lübeck und natürlich auch Firmen aus dem Bereich des Schießsporthandels. Aber es handelte sich nie um Riesenbeträge“, resümierte der Eutiner seinerzeit. Wohl fünfzehnmal war Klees im Fernsehen und 30 Mal im Rundfunk. Viele Auftritte und Begegnungen mit für ihn bedeutsamen Menschen folgten. Michael Gorbatschow, Arnold Schwarzenegger, Thomas Gottschalk, Bundespräsident Roman Herzog und Kanzler Kohl gehörten dazu. Auf dem Petersberg in Bonn zeichnete der Bundespräsident auch den Eutiner mit dem Silbernen Lorbeerblatt aus. Weiter ging es mit Ehrungen durch den Sport, etliche Autogrammstundentermine nahmen ihn unter Beschlag.

Der Blick ging dann in Richtung Olympiade in Sydney, zu einem Start dort kam es nicht mehr. In Buenos Aires schoss Klees, der 1996 und 1997 Sportler des Jahres in Schleswig-Holstein wurde, erfolgreich um Quotenplätze und Welt-Cup-Punkte. Beim Weltcup-Finale 2001 erklärte er das Ende seiner internationalen Karriere. Als Trainer der Luftgewehrmannschaft der Eutiner Sportschützen sorgte er mit dafür, dass der Verein 2002 für ein Jahr in der Bundesliga mitwirken konnte. Heute bringt er als Co-Trainer seine Erfahrungen für den Luftgewehrklub SB Freiheit aus dem Harz ein und feierte 2016 dort die deutsche Vizemeisterschaft.

 

Dies ist eine Werbebanner.
Dies ist eine Werbebanner.