NORDDEUTSCHER SCHÜTZENBUND VON 1860 e.V.
 

600 Jahre Große Grüne Schützengilde

Festakt im alten Kieler Rathaus anlässlich des 600 jährigen Jubiläums der Großen Grünen Schützengilde von 1412

Eine ganze Woche feierte die Große Grüne Schützengilde von 1412 ihr Jubiläum. Die Festwoche begann am Montag, 4. Juni, mit einer Gedenkfeier in den Vereinsräumen der Schützengilde. Am Abend fand die Vogelabnahme für das Große Schießen statt.

Anlässlich des Jubiläumsfestes zum 600-jährigen Bestehen der Großen Grünen Schützengilde von 1412 empfing die Kieler Stadtpräsidentin Cathy Kietzer am Freitag, 8. Juni, die Gilde und rund 200 geladene Gäste zum Festakt im Ratssaal des Rathauses. Dass das Verhältnis zwischen der Stadt Kiel und der Großen Grünen Schützengilde immer ein sehr enges war und immer noch ist, zeigt, dass die Gilde die einzigen Privatpersonen sind, die den Ratssaal  des Rathauses benutzen dürfen. Einmal im Jahr darf sie ihre Generalversammlung in alter Tradition und seit Jahrhunderten verbrieftem Recht, abhalten.

Hermann Falke, der Vorsteher der Gilde konnten zum Festakt u.a. den scheidenden Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen, die Stadtpräsidentin Cathy Kietzer, den Vizepräsidenten des DSB Jürgen Kohlheim, den Schatzmeister des DSB Gerhard Quast, den Präsidenten und Ehrenpräsidenten des NDSB Peter Kröhnert und Peter Eyferth begrüßen. Der Vizepräsident des Landessportverbandes Heinz Jacobsen ließ es sich ebenso wenig nehmen, wie die ältesten Gilden Schleswig-Holsteins mit Fahnenabordnungen und zahlreiche Kieler Schützenvereine und Gilden an dem Festakt teilzunehmen.

Höhepunkt des Festaktes war die Festrede von Ministerpräsident Peter-Harry Carstensen und die Fahnenweihe. Sechs Jahrhunderte Große Grüne Schützengilde von 1412 – das sind sechs Jahrhunderte gelebte Tradition! Die Geschichte der Gilde ist auch ein großes Stück Kieler Stadt- und Wirtschaftsgeschichte, sagte Ministerpräsident Peter Harry Carstensen. Viele Gildemitglieder waren und sind bekannte Namen des Kieler Geschäftslebens. Die lokale Verbundenheit ist der Kern der Großen Grünen Schützengilde. Die Gilde ist Ausdruck von Heimatliebe und von Freude am Gemeinschaftserlebnis.

Die Grüne Schützengilde steht deshalb für Heimatverbundenheit in bestem Sinne. Wer möchte als Schützenkönig nicht in die Fußstapfen ganz großer Namen, wie Herzog Karl-Friedrich von Schleswig-Holstein-Gottorf, Carl Peter Ulrich, der spätere russische Zar Peter III., König Christian VII. von Dänemark oder Herzog Karl von Glücksburg, treten, fragte der Ministerpräsident.

Die Große Grüne Schützengilde ist eine der wenigen Ur-Schützengilden. Schützen hängt wortgeschichtlich zusammen mit beschützen. Jede Stadt musste früher in der Lage sein, sich vor feindlichen Angriffen zu schützen. Früher gab es also ganz handfeste Gründe, einer Gilde anzugehören. Heute treten Gilden weitgehend als Schützen-Vereinigungen auf. Und das bringt Herausforderungen ganz anderer Art mit sich: Unsere Schützen eint die gemeinsame Freude am Schießsport. Ein Schütze, der sein Zuhause in einem Verein hat, lernt den verantwortungsbewussten Umgang mit seinem Sportgerät. Er wird dafür ausgebildet, seine Waffe mit präziser Sicherheit so zu verwenden, dass er niemanden gefährdet. Und das mit Erfolg: Unfälle auf Schießplätzen sind außerordentlich selten. Trotzdem stehen unsere Schützen immer wieder in der öffentlichen Kritik. Jeder Terroranschlag, jeder Amoklauf und der steigende Waffengebrauch bei Straftaten führen zu immer neuen Diskussionen über das Waffenrecht. Immer wieder hat es Veränderungen an den gesetzlichen Grundlagen gegeben. Ich meine allerdings, uns allen müsste klar sein: Selbst das strengste Waffengesetz der Welt kann nicht zu 100 Prozent verhindern, dass sich solche Taten in Deutschland wiederholen, sagte Peter Harry Carstensen. Allerdings dürfen wir auch nicht die Hände in den Schoß legen! Wir müssen gemeinsam alles dafür tun, die Gefahr auf ein Minimum zu reduzieren. Und ich meine: Unsere Sportschützen tragen dazu bei.

Das Werben um Nachwuchs ist eine Aufgabe, die mühevoll ist, so Carstensen weiter. Eine Aufgabe, die kreative Ideen braucht. Die Arbeit in unseren Vereinigungen ist kein Selbstgänger mehr. Aber weitere Menschen für das Gemeinschaftsleben zu begeistern, das ist jede Mühe wert! Gerade wenn es um überlieferte Sitten und Gebräuche geht, wie bei unseren Gilden. Möge die Große Grüne Schützengilde auch die nächsten sechshundert Jahre ein Vorbild sein für Heimatverbundenheit und für ein starkes Gefühl der Verantwortung für unsere Geschichte.

Nach einem Musikstück vom Orchester der Holsteiner Hornmusiker stand der nächste Höhepunkt, die Fahnenweihe auf dem Programm. Unsere jetzige Gildefahne wurde am 26. Juli 1894 geweiht sagte Vorsteher Hermann Falke. Nach 118 Jahre stellte sich die Frage einer aufwendigen Restauration oder die Anschaffung einer neuen Fahne. Spontan erklärte sich der  Fahnenträger der Gilde Peter Schoppe bereit, anlässlich des 600 jährigen Jubiläums eine neue Gildefahne zu stiften. Wir bedanken uns ganz herzlich dafür, sagte Vorsteher Hermann Falke. Welche Motive sollten nun auf die neue Gildefahne. Man war sich recht schnell einig, dass das Jubiläum und die enge Verbundenheit zur Stadt Kiel darin enthalten sein müssen.  Und wie vor 118 Jahren gab es einen Prolog zur Fahnenweihe. Geschrieben wurde der Prolog vom Vorsteher Hermann Falke und vorgetragen von seiner Enkelin Anna Völter. Die Fahnenweihe nahmen NDSB-Präsident Peter Kröhnert und der Ehrenpräsident Peter Eyferth vor.

Ehrenpräsident Peter Eyferth ging kurz auf die Geschichte der Fahnen und Standarten ein. Fahnen sind besondere Symbole und haben viele Symboliken. Die Fahnen entstanden aus einem einfachen Tuch welches an einen Stock oder Stab befestigt war und von den alten Ägyptern, Assyrern und Hebräern im Altertum als Feldzeichen benutzt wurden. Dieses übernahmen dann später die Griechen und Römer. Viele werden aus der Geschichte wissen, dass Legionen und Kohorten mit Feldzeichen mit Standarten ins Feld zogen. Wir kennen die weitere Entwicklung in den Bannern der Kirchen, in den Rotationsfahnen, Wappen der Königshäuser, Herzogtümer und Grafschaften, bis hin zu unseren heutigen Schmuckstücken und der heute zu weihenden Fahne.

Für uns Schützen bedeutet die Fahne seit alters her das lebendige Symbol der Zusammengehörigkeit. Die aber auch etwas über die Kameradschaft aussagt, ja, die sogar aus Freundschaft gestiftet und getragen wird, wie diese Fahne auch.

Das beweist einmal mehr, dass wir Schützen zu Opfern bereit sind, wenn es um unsere Fahnen geht, ohne die auch diese Fahne nicht Wirklichkeit geworden wäre. Dem Spender sei an dieser Stelle ausdrücklich Dank gesagt.

Mit verbinden der anwesenden Fahnen wurde die neue Gildefahne geweiht. Damit soll die Kraft, die Tugend, das Glück, die Jahrhunderte alte Tradition des Schützenwesens, des Schießsports und unser Brauchtum auf die neue Fahne übertragen werden.

Die Fahne wird wehen zur Ehre der Großen Grünen Schützengilde von 1412 e.V. im siebten Jahrhundert nach der Gründung. Sie soll ein Wahrzeichen, eine Mahnung sein, mehr an das Wir zu denken und weniger an das Ich. Sie wird die Ideale des Schießsports dokumentieren. Sie wird das Schützenbrauchtum verkörpern mit seinen hohen und guten Werten.

Nach dem Ausmarsch und dem Empfang der Stadtpräsidentin ging es mit dem Bus zur Großen Grünen Schützengilde von 1412, zum kurzen Festumzug durch den Gildepark. Nach vielen Grußworten, Glückwünschen und Geschenken gab es ein kalt warmes Buffet. Zu so einem stolzen Jubiläum gehört auch Musik, daher komponierte der Vorsteher Hermann Falke ein Jubiläumslied auf die Große Grüne Schützengilde von 1412 und eine Gruppe der Gildebrüder trugen dieses vor.

An den nächsten beiden Tagen stand dann das große Schießen, dem Königsschießen der 57 Gildemitglieder an. Das große Schießen ist ein einem altem Brauch traditionsgemäß festgelegt und läuft seit Jahrzehnten nach dem gleichen Ritus ab. Es ist die Krone aller Veranstaltungen und findet im Rhythmus von 2 bis 3 Jahren statt. In der Gilde ist es ein „Agreement“ (mündliche Vereinbarung) dass man nur einmal König wird. Alle zwei bis drei Jahre findet nach einem strengen Protokoll das Große Königsschießen statt.  Nach der Festsetzung der Schießrolle beginnt das Schießen nach dem Vogel. Der neue Schützenkönig erhält bei der Proklamation für seine Amtszeit neben dem silbernen Gildevogel die Königskette und ein Pokal. Den Abschluss bildet die Verteilung der Silbergewinne bei „Königsbowle und Butterbroten“. Große Freude herrschte bei Gerd Janneck, der im Jubiläumsjahr die Königswürde errang.

Zu den Jubiläumsveranstaltungen gehörten auch eine Ausstellung im Warleberger Hof. Vier Wochen lang hatten die Kieler Gelegenheit, die Gilde, ihre Traditionen und vor allem den bedeutenden Gildeschatz im Stadtmuseum kennen zu lernen. Zu den Gildschätzen gehört u.a. ein Becher aus dem Jahre 1620 und die Lindemannsche Lade aus dem Jahr 1757. Ab dem 20.Juni werden die alten Schätze der Gilde wieder im Landesmuseum Schloss Gottorf zu sehen sein. Zu ihrem großartigen Jubiläum hat die Gilde eine beeindruckende Chronik erstellt, mit der Überschrift: 600 Jahre Große Grüne Schützengilde „ Bürgersinn und gelebte Tradition“ (erhältlich für 28,50 € bei der Gilde).

 

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