NORDDEUTSCHER SCHÜTZENBUND VON 1860 e.V.
 

2. Bundesliga Nord Luftgewehr

SSV Kassau kann Meister in 2. Bundesliga Nord werden – Nach zwei Luftgewehr-Heimerfolgen alleiniger Tabellenführer

Eine schier unglaubliche dritte Saison in der 2. Bundesliga Nord der Luftgewehrschützen liefert schon kurz vor dem Ende am 15. Januar der SSV Kassau ab. Vor einem Jahr gab es noch Niederlagen gegen die Braunschweiger BSG II und die SB Freiheit II, jetzt wurden beide klar mit 4:1 besiegt. Allein ungeschlagen unter den acht Teams aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen führt der Dorfverein mit 12:0 Punkten die Tabelle an, wird selbst bei einer Niederlage gegen den SV Ladekop am 15. Januar in Braunschweig an der Relegation zur 1. Liga teilnehmen. Die Vorsitzende Anka Venohr: „Dort wird auf einem deutlich höheren Niveau geschossen, auch würde mehr Geldeinsatz für mehr Wettkämpfe mit langen Fahrten und wohl auch Übernachtungen notwendig werden.“ Für sie ist das Saisonziel Klassenerhalt jetzt bereits erreicht. Erst einmal soll gefeiert werden.

Die vier Begegnungen schauten in Kassau von 10 bis 17 Uhr fast ständig zehn bis zwanzig Zuschauer. Ihnen wurde auf drei Bildschirmen im Aufenthaltsraum spannende Unterhaltung geboten. Jeder Schuss wurde angezeigt, Zwischenresultate in Bild und Ton kommentiert. Die Augen richteten sich besonders auf den australischen Nationalkaderschützen Jack Rossiter (25), der als Olympiateilnehmer in Tokio 2020 und Rio 2016 internationale Erfahrungen gesammelt hat und die Kassauer quasi als Nachfolger des Norwegers Voss verstärkt. „Ich bin mit meinen 395 von 400 möglichen Ringen nicht zufrieden. Ich mag diese Wertung mit den vollen Ringzahlen nicht, gewohnt bin ich die Zehntelauswertung, bei der eine 9,9 nicht so weh tut. Hier ist das eine magere Neun.“ Auch kenne er die Wettkampfart Schütze gegen Schütze nicht. „Das erfordert doch eine weitere nervliche Anspannung“, sagt er mit einigen Sätzen in Deutsch nach dem 395:387 gegen die Braunschweigerin Katharina Röttjer. Bei dem sicheren 4:1 gegen die Zweite des Bundesligaerstklubs unterlag allein Tanja Zupke (24), sie hatte es mit der Spitzenschützin Siri Siegemund beim 382:393 neben sich aber besonders schwer. Strahlend packten nach gut einer Stunde Celina Dahm (22) nach starken 393 Ringen, die erst 18 Jahre alte Hannah Ehlers (391) und Leonie Werner (24) nach 388:377 Zählern ihre Sportgeräte ein.

Anstelle des am selben Tag in der Verbandsliga in Segeberg schießenden Trainern Andreas Berthold schauten Vereinssportleiterin Sabine Hube und der Tscheche Peter Kurka auf den zweiten Wettstreit der Kassauer an diesem denkwürdigen Tag. Kurka war über Jahre Nationaltrainer in seinem Heimatland, siedelte mit seiner Frau 2009 nach Australien über und wurde durch seine Erfahrungen auch dort Trainer der Gewehrschützen. „Ich bin hier als Betreuer von Jack Rossiter, der wegen seiner Förderung vom Verband Australiens in Europa noch einige Auftritte bei besonderen Schießsportveranstaltungen hat. Nach Österreich geht es im Januar zum Schweden-Cup“, verriet der Mann, der im Gespräch erwähnte, den seinerzeitigen Eutiner Olympiasieger von Atlanta 1996, Christian Klees, gut zu kennen. Der jetzt in Plön lebende Klees erinnert sich: „Mit Peter oder Petr Kurka habe ich in der allerersten Bundesligasaison vor Jahren in der Mannschaft für Hannover geschossen. Wir wurden sogar Vizemeister.“

Klees kam am Sonntag vom Doppelwettkampf der 1. Bundesliga mit zwei Siegen des Vereins Schützenbrüderschaft Freiheit aus dem Harz zurück. Dort ist er Co-Trainer. „Wir werden wohl den Endkampf um die deutsche Meisterschaft erreichen“, glaubt er fest. Die zweite Mannschaft der SB Freiheit war in Kassau mit Spannung erwartet worden, für sie schoss vor einem Jahr noch die Ur-Kassauerin Lina Meier.

Diesmal war Jack Rossiter besonders gefordert, hatte er es doch mit der Spitzenschützin Melanie Rosenthal in der ersten Paarung zu tun. Er schoss zum Erstaunen der Zuschauer Zehn auf Zehn. „Endlich hat es mit den gewünschten Zehnen geklappt“, sagte der Australier und nach den vierzig Schüssen cool drei Gläser Honig nach nervenaufreibendem Kampf in Empfang nahm. Die gab es für jede Hunderterserie. 399:397 hieß das Resultat, dass leistungsmäßig in die 1. Bundesliga gehört. Damit war er Tagesbester. Die anderen Kassauer im Team schossen gute 387 bis 389 Ringe und freuten sich über das klare 4:1. „Wir haben heute auf Mannschaftsumstellungen verzichtet, im Kader stehen aber weitere gute junge Schützen“, merkte Sportleiterin Sabine Hube an.

Die Freiheit II-Schützen mussten eine weitere Niederlage von 2:3 gegen den SV Stuhr einstecken.  Stuhr unterlag dagegen mit 2:3 der BSG Braunschweig II. Für den SV Olympia 72 Börm/Dörpstedt als zweiten Vertreter aus Schleswig-Holstein lief es zunächst am selben Tag in Hamburg mit 2:3 gegen die Niedersachsen vom SV Bramstedt schlecht. Da drohte noch der Abstieg. Später gab es ein befreiendes 5:0 über den SV Neuenfelde, was zu Platz sechs bei 4:8 Punkten führt. Während die Kassauer Mitte Januar gelöst zum letzten Wettkampf fahren können, sollte es für Olympia 72 mit einem Erfolg gegen den Tabellenletzten SV Stuhr noch zum Klassenerhalt reichen. Die Kassauer Vorsitzende Anka Venohr: „Wir drücken unseren Freunden vom SV Olympia 72 kräftig die Daumen.“

Eine Grußbotschaft aus den USA erreichte die Kassauer noch am Nachmittag: Der Norweger Martin Nesvik Voss hatte per Internet den Wettkampftag im Gemeinschaftshaus verfolgt und freudig gratuliert. Er war es, der nach einem Jahr Gastspiel bei den Ostholsteinern den Kontakt zum Australier hergestellt hatte. Mal schauen, wer sich für 2023 beim SSV Kassau meldet, wenn Jack Rossiter vielleicht seinen beruflichen Weg ebenfalls in den USA fortsetzt und dort Trainer wird. „Da gibt es ja noch meine Schwester Victoria, die ist auch australische Meisterin mit dem Luftgewehr und war bei den letzten Olympischen Spielen“, sagt er schmunzelnd.

 

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